Starke Frauen
Kaffee mit starken Frauen der Bibel
Das Leitungsteam hatte am Mittwoch, 07.06.2023, eingeladen zum „Kaffee mit starken Frauen“ ins Klosterkaffee mit Sr. Ulrike als Referentin.
„Liebe Mitglieder des schwachen Geschlechtes!“ so begrüßte uns Sr. Ulrike. Das Geschlechterbild, dass über Jahrhunderte geprägt wurde.
Welche Frauen sind nun in der Bibel das Gegenteil dieses Frauenbildes? Sr. Ulrike wählte als Beispiele für „Starke Frauen“ folgende drei Frauen:
Ester: Ester wird aufgrund ihrer Schönheit die Frau des Perserkönigs. Sie ist Jüdin, verschweigt dies aber. Der skrupellose Berater des Königs will das jüdische Volk vernichten und töten lassen.
Esther ist eine geschickte Diplomatin. Sie agiert nicht mit Gewalt, sondern mit Geschick. Sie ist nicht mächtig, aber klug. Ester kennt die Schwächen des Königs und seines Beraters und kann sie nützen: Statt mit offener Auflehnung tritt sie dem König mit unterwürfigen Tränen entgegen und appelliert dadurch an seine Ritterlichkeit. Statt ihm oder seinem Berater mit Vorwürfen oder Widerstand entgegenzutreten, bietet sie den beiden das, was sie lieben: ein groß ausgerichtetes Festmahl. Mit Erfolg: Dem ehrgeizigen Berater Haman steigt die Einladung so sehr zu Kopf, dass er immer anmaßender wird, bis ihn sein eigener Hochmut zu Fall bringt. Der König, wankelmütig wie er ist, verwirft ihn und macht Ester zu seiner neuen Beraterin. Sie dreht den Spieß um und Haman endet am Galgen.
Judith: Nebukadnezar, König der Assyrer, führte Krieg gegen seinen großen Widersacher Arphaxad, den König der Meder, und besiegte diesen. In der Folge wollte er sich an allen Völkern in der Region, die ihn nicht unterstützt hatten, rächen.
Judith war eine junge, schöne, reiche Witwe, die seit dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren zurückgezogen in Betulia lebte. Sie hörte von der Verzweiflung der Bevölkerung und vom Plan, die Stadt nach fünf Tagen zu übergeben. Sie lud die Ältesten in ihr Haus ein und fragte sie: »Wie kommt ihr dazu, Gott ein Ultimatum von fünf Tagen zu stellen? Es liegt bei ihm, ob er uns schützen will oder nicht. Aber da wir ihn als alleinigen Gott anerkennen, dürfen wir hoffen, dass er uns retten wird.»
Zusammen mit ihrer Dienerin, die Essen und Tranksame mitnahm, verließ sie dann ihr Haus und die Stadt und machte sich auf zu einer Begegnung mit Holofernes, dem Kopf der feindlichen Militärmacht. Im Heerlager wurde sie respektvoll empfangen und zu Holofernes gebracht, dem sie eine wichtige Nachricht überbringen wollte.
Holofernes lud Judith zu einem Abendessen in seinem Zelt ein. Judith aß von ihrem mitgebrachten Essen, das ihr die Dienerin zubereitet hatte. Holofernes aber soll, vom Anblick Judiths geblendet, soviel Wein getrunken haben wie nie zuvor. Als sich die Dienerschaft zurückzog, blieb Judith allein zurück im Zelt, der Feldherr lag völlig betrunken auf seiner Schlafstatt.
Aber Judith musste handeln, ergriff das Schwert, das am Bettpfosten hing und trennte mit zwei Schlägen den Kopf des Holofernes vom Körper. Die attraktive Frau, die auf Schönheit, Klugheit und List gesetzt hatte, schreckte nicht davor zurück, nun Gewalt anwenden zu müssen.
Wie jede Nacht durchquerte sie dann mit ihrer Dienerin das assyrische Lager, um zum Gebet zu gehen, stieg aber sofort nach Betulia hinauf. Im assyrischen Lager entstand Panik, Chaos und Fluchtbewegung, als der Tod des Feldherrn entdeckt wurde. Die Israeliten aber begaben sich auf einen Siegeszug nach Jerusalem.
Junia: Am Schluss des Römerbriefs nennt Paulus einige Frauen, die sich beim Aufbau und der Leitung der ersten christlichen Gemeinden verdient gemacht haben. Ohne diese seine «Mitarbeiterinnen» hätte seine Tätigkeit keine große Wirkung entfaltet. Junia bezeichnet er zusammen mit Andronikos als «hervorragend unter den Aposteln».
Paulus nennt also eine Frau Apostel, ja sogar «hervorragend unter den Aposteln». Der weibliche Name Junia aber wurde seit dem 13. Jahrhundert als Männername, als Junias, gelesen. Weil eine Frau kein Apostel sein konnte, wurde der weibliche Name in einen männlichen umgeformt. Und so steht auch heute noch in vielen Übersetzungen Junias– auch in der Einheitsübersetzung, obwohl
inzwischen nachgewiesen ist, dass es diesen Männernamen Junias in der Antike nicht gegeben hat.
Der griechische Kirchenvater Chrysostomus (354–407) schrieb: «Es ist schon etwas Großes, ein Apostel zu sein; aber erst unter den Aposteln hervorragend zu sein, bedenke, was das für ein Lob ist! Hervorragend waren sie aufgrund ihrer Arbeit und rechtschaffenen Taten. Wie groß muss doch die Weisheit (griech.: philosophia) dieser Frau gewesen sein, dass sie sogar für würdig gehalten wurde, den Aposteltitel zu tragen!»
Sr. Ulrike schlug dann eine Bogen zu starken Frauen aus der jüngeren Geschichte und der Gegenwart. Edith Stein, die äthiopische Nonne Emahoy Tsegué-Maryam Guèbrou, die Suffragetten in GB. Folgende drei Frauen haben Sr. Ulrike besonders begleitet: Uta Ranke-Heinemann. Uta Ranke-Heinemann war die erste katholische Theologieprofessorin der Welt. 1987 wurde ihr die Lehrerlaubnis entzogen, weil sie an der Jungfrauengeburt zweifelte. Elisabeth Gössman. Sie gehörte zu den ersten Frauen, die in Deutschland einen theologischen Doktortitel erwarben und galt als Begründerin der theologischen Frauenforschung. Ida Raming: „Wahrheit ist stärker als die blöde Lüge". Sie ließ sich zum Priester weihen. Joseph Ratzinger persönlich exkommunizierte sie dafür. Als starke Frauen der Gegenwart nannte sie Christiane Florin, Julia Knob, Sr. Philippa Rath, Sr. Dr. Katharina Ganz.
Als Resümee zu den starken Frauen nannte sie folgendes: Zeuginnen der Wahrheit, Ausgrenzung aushalten können, Hoffnung nicht vergehen lassen, die eigene Stärke erkennen.
Wie immer war es ein interessanter Nachmittag mit vielen Eindrücken.